Wo bitte geht es zur Downtown St Bees?
Wir sind angekommen. Nicht am Ende, sondern am Start. Und für die englischen Verhältnisse ist das bereits etwas. Wer bereits in seinem Leben mit der britischen Bahn eine Reise machen durfte weiss, dass die Verbindung von A nach C nicht zwingend über B laufen muss, sondern logischerweise über G verläuft. Ganz simpel also. Beginnen wir aber vorne: gestern durften wir einen ruhigen Flug von Basel nach Manchester erleben. Ausnahmsweise blieb auch das obligatorische Chaos am Euroairport Basel aus. Wer mich kennt weiss, dass ich den Sinn und Zweck dieses Flughafens noch nicht vollständig gesehen habe, die normalerweise zu viele Menschen einen zu kleinen Raum bevölkern. Resultat: Lange Wartezeiten, enge Verhältnisse und was für Julia besonders schwierig ist, ein unausstehlicher Mann. Doch dem war gestern nicht so. Man konnte meinen, dass das Schicksal uns eine erholsame Reise wünscht. Nach gut 90 Minuten sind wir ruhig und entspannt gelandet. Den Zug Richtung Stadtzentrum zu finden war eine Leichtigkeit und so sind wir nach gut weiteren 30 Minuten bereits in unserer Bleibe für eine Nacht eingetroffen.
Heute also dann die Weiterfahrt nach St Bees. Ich muss schon sagen: englische Bahnhöfe haben einen eigenen Charme. Oft wurden sie vor ungefähr 100 Jahren gebaut, sporadisch mal modernisiert, aber nie wirklich gepflegt. Das ist schade.
Zuerst durften wir dann in einem überfüllten Zug für 2 Stunden nach Carlisle fahren. Wie bereits gesagt: Zugfahren auf der Insel sind ein eigenes Vergnügen. Die Züge sind oft um Welten kleiner, als das, was wir uns auf den Regio-Strecken zwischen Pratteln und St. Jakob gewohnt sind. Wobei die Enge noch zusätzlich verschärft wird, da ungefähr soviel Gepäckablage wie in einem durchschnittlichen Smart vorhanden ist. Und dabei spielt es keine Rolle, wie wichtig und ausgelastet die Strecke ist. Trotzdem: die Fahrt erlaubt uns einen ersten kleinen Blick auf Regionen, die wir in den kommenden Tagen mit unseren Füssen erkunden werden.
In Carlisle steigen wir um. Und dort bekommen wir eine andere Eigenheit des britischen Verkehrssystems zu spüren: dieselbetriebene Züge. Sie sind laut und haben einen eigenen Duft. Der Zug ist fast leer. Man erkennt aber schon die eine oder andere Person, die sich offensichtlich in das gleiche Abenteuer stürzt. Die Menschen erkennt man leicht an ihrer Trekkingausrüstung und vor allem an den Schuhen. Die Strecke führt uns von Carlisle direkt an die irische See. Eine gewisse Spannung überkommt uns. Julia fragt schüchtern, ob das ganze Unternehmen wirklich eine so schlaue Idee ist. Ich frage mich das selbe. Vor allem: Letztes Jahr, als wir den West Highland Way in 5 Tagen durchgerannt sind, waren es eben nur 150km in 5 Tagen. Jetzt sprechen wir von der doppelten Distanz von einem Weg, der schwerer einzuschätzen ist.
Nach 1 1/2 Stunden kommen wir in St. Bees an. Klein – sehr klein. Das ist die richtige Beschreibung.
Das Bed&Breakfast für die Nacht ist unmittelbar am Bahnhof(lein) gelegen.
Eine ältere Dame heisst und willkommen und fragt als erstes, wann wir am Morgen frühstücken wollen. Man sieht: Die Prioritäten werden hier noch richtig gesetzt. Dann zeigt sie uns unser kleines, sehr englisches aber süsses Zimmer. Die Türe ist aber etwas tief. Ich ziehe den Kopf ein – Julia muss es mir nachmachen.
Wir entscheiden uns, dass wir noch eine kleine Erkundungstour durch den Ort machen. Zusammenfassung: 2 Pubs, 1 Bahnhof, 1 Boardingschool, 1 Postoffice mit Shop, 1 Shop mit Kaffee. Besonders erwähnenswert ist aber das alte Kloster. Ich habe im Vorfeld mal was über die Kirche und die Orgel darin gelesen. Wir hatten Glück: Als wir sie besuchten, hat der Organist gerade geübt. Und so kamen wir in den Genuss ein paar Töne. Speziell ist die alte Bauweise der Kirche. Man sieht das alte Holzgerüst des Dachstocks. Aber damit hat es sich dann mit St. Bees.
Morgen geht es endlich richtig los. Aber zuerst testen wir noch den Spielplatz…
– Sämi-
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